Franz Schubert und die Magie des Jahres 2018: Emotionen in Liedern
Franz Schubert – ein Name, der nicht nur Musikliebhaber in aller Welt verzaubert, sondern auch der Inbegriff einer emotionalen Klangwelt ist. Seine Lieder, voller Tiefe und Gefühl, spiegeln den Geist seiner Zeit und die enge Freundschaft zu Dichtern wie Johann Mayrhofer wider. Auf einer bislang unveröffentlichten Doppel-CD, die 2018 in der Stadthalle Ettlingen aufgenommen wurde, haben der Sänger Tilman Lichdi und der Pianist Thomas Seyboldt diese Schätze Schuberts neu interpretiert. Aufgenommen wurde das Album von SCBmusic unter der Leitung von Steffen Burkhardt.
Einzigartige Darbietung von Schuberts Werken aus 2018
In dieser außergewöhnlichen Aufnahme erwarten dich 21 Lieder von Franz Schubert, die zu Texten seines Freundes Johann Mayrhofer entstanden sind. Die Lieder nehmen dich mit auf eine Reise in die Welt der romantischen Lyrik, voller Naturbilder, Sehnsucht und tiefster Emotionen.
Lass dich von der Interpretation von Tilman Lichdi und Thomas Seyboldt begeistern und tauche ein in die Schönheit dieser meisterhaften Kompositionen.
Franz Schubert: Der Meister des romantischen Liedes
Schuberts Lieder, besonders jene, die auf den Texten von Johann Mayrhofer basieren, zeichnen sich durch ihre enorme emotionale Bandbreite aus. Die enge Freundschaft zwischen Schubert und Mayrhofer spiegelt sich in den gefühlvollen, oft melancholischen Texten wider, die Schubert meisterhaft in Musik verwandelte. Ihre Zusammenarbeit ist ein einzigartiges Zeugnis der Romantik und gibt uns Einblick in die Gefühlswelten der beiden Künstler.
Die Lieder des Albums
1. Geheimnis D 491
Dieses geheimnisvolle Lied lässt uns mit seiner sanften Melodie träumen. Schubert vertonte Mayrhofers Naturbilder mit unendlicher Zartheit.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Sag an, wer lehrt dich Lieder,
So schmeichelnd und so zart?
Sie rufen einen Himmel
Aus trüber Gegenwart.
Erst lag das Land, verschleiert
Im Nebel vor uns da –
Du singst, und Sonnen leuchten,
Und Frühling ist uns nah.
Den schilfbekränzten Alten,
Der seine Urne gießt,
Erblickst du nicht, nur Wasser,
Wie’s durch die Wiesen fließt.
So geht es auch dem Sänger,
Er singt, er staunt in sich;
Was still ein Gott bereitet,
Befremdet ihn wie dich.
2. Liane D 298
Eine leichte, spielerische Atmosphäre durchzieht dieses Lied, das die Natur und die Liebe miteinander verbindet. Schubert schafft es, die Naturbilder Mayrhofers lebendig werden zu lassen.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
»Hast du Lianen nicht gesehen?«
»Ich sah sie zu dem Teiche gehn.«
Durch Busch und Hecken rennt er fort
Und kommt an ihren Lieblingsort.
Die Linde spannt ihr grünes Netz,
Aus Rosen tönt des Bachs Geschwätz,
Die Blätter rötet Sonnengold,
Und Alles ist der Freude hold.
Liane fährt auf einem Kahn,
Vertraute Schwäne nebenan,
Sie spielt die Laute, singt ein Lied,
Wie Liebe in ihr selig blüht.
Das Schifflein schwanket wie es will;
Sie senkt das Haupt und denket still
Nur ihn, der im Gebüsche ist,
Sie bald in seine Arme schließt.
3. Der Hirt D 490
In diesem Lied geht es um die Einsamkeit eines Hirten, der an eine unerwiderte Liebe denkt. Die Melancholie wird durch Schuberts tief berührende Melodie verstärkt.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Du Turm, zu meinem Leide
Ragst du so hoch empor!
Und mahnest grausam immer
An das, was ich verlor.
Sie hängt an einem andern
Und wohnt im Weiler dort.
Mein armes Herz verblutet,
Vom schärfsten Pfeil durchbohrt.
In ihren schönen Augen
War keiner Untreu Spur;
Ich sah der liebe Himmel,
Der Anmut Spiegel nur.
Wohin ich mich nun wende,
Der Turm, er folget mir;
O, sagt’ er, statt der Stunden,
Was mich vernichtet, ihr!
4. Abschied D 475
Ein Abschiedslied, das sowohl Traurigkeit als auch Hoffnung vermittelt. Die lyrische Sprache Mayrhofers in Verbindung mit Schuberts Melodie erzeugt eine bittersüße Stimmung.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Über die Berge Zieht ihr fort,
Kommt an manchen Grünen Ort,
Muss zurücke Ganz allein.
Lebet wohl, Es muss so sein!
Scheiden, Meiden, Was man liebt,
Ach wie wird Das Herz betrübt!
O Seenspiegel, Wald und Hügel
Schwinden all, Hör’ verschwimmen
Eurer Stimmen Widerhall.
Lebt wohl! Klingt klagevoll.
Ach wie wird Das Herz betrübt!
Scheiden, Meiden, Was man liebt.
5. Rückweg D 476
Dieses Lied beschreibt eine Reise zurück zur Kaiserstadt Wien, und wie mit jedem Schritt das Schöne immer weiter verschwindet. Eine Ode an die Vergänglichkeit der Schönheit.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Zum Donaustrom, zur Kaiserstadt
Geh’ ich in Bangigkeit,
Denn was das Leben Schönes hat,
Entweichet weit und weit.
Die Berge schwinden allgemach,
Mit ihnen Wald und Fluss,
Der Kühe Glocken läuten nach,
Und Hütten nicken Gruß.
Was starrt dein Auge tränenfeucht
Hinaus in blaue Fern’?
Ach, dorten weilt´ ich unerreicht,
Frei unter Freien gern.
Wo Liebe noch und Treue gilt,
Da öffnet sich das Herz;
Die Frucht an ihren Strahlen schwillt
Und strebet himmelwärts.
6. Alte Liebe rostet nie D 477
Ein melancholisches Lied über die nie vergehende, alte Liebe. Schubert unterstreicht die Nostalgie und das Bedauern des lyrischen Ichs.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Alte Liebe rostet nie,
Hört´ ich oft die Mutter sagen,
Alte Liebe rostet nie,
Muss ich nun erfahrend klagen.
Wie die Luft umgibt sie mich,
Die ich einst die Meine nannte;
Die ich liebte ritterlich,
Die mich in die Ferne sandte.
Seit die Holde ich verlor,
Hab’ ich Meer und Land gesehen.
Vor der schönsten Frauen Flor
Durft´ ich unerschüttert stehen.
Denn aus mir ihr Bildnis trat,
Zörnend wie zum Kampf mit ihnen.
Mit dem Zauber, den sie hat,
Musste sie das Spiel gewinnen.
Da der Garten, dort das Haus,
Wo wir oft so traulich kosten;
Seh ich recht? sie schwebt heraus:
Wird die alte Liebe rosten?
7. Der Jüngling auf dem Hügel D 702
Ein trauriges Lied über den Verlust und die Vergänglichkeit. Schuberts Musik verstärkt das Gefühl der Einsamkeit und Trauer des jungen Mannes.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Ein Jüngling auf dem Hügel
Mit seinem Kummer saß,
Wohl ward der Augen Spiegel
Ihm trüb und tränennass.
Sah frohe Lämmer spielen
Am grünen Felsenhang,
Sah frohe Bächlein quillen
Das bunte Tal entlang;
Die Schmetterlinge sogen
Am roten Blütenmund,
Wie Morgenträume flogen
Die Wolken in dem Rund;
Und alles war so munter,
Und alles schwamm in Glück,
Nur in sein Herz hinunter
Sah nicht der Freude Blick.
Ach, dumpfes Grabgeläute
Im Dorfe nun erklang,
Schon tönte aus der Weite
Ein klagender Gesang,
Sah nun die Lichter scheinen,
Den schwarzen Leichenzug,
Fing bitter an zu weinen,
Weil man sein Röschen trug.
Jetzt ließ den Sarg man nieder,
Der Totengräber kam
Und gab der Erde wieder,
Was Gott aus selber nahm.
Da schwieg des Jünglings Klage,
Und betend ward sein Blick,
Sah schon am schönern Tage,
Des Wiedersehens Glück.
Und wie die Sterne kamen,
Der Mond heraufgeschifft,
Da las er in den Sternen
Der Hoffnung hohe Schrift.
8. Sehnsucht D 516
Dieses Stück ist ein wunderbares Beispiel für die romantische Sehnsucht nach einem unerreichbaren Ideal, das das Herz erfüllt, aber auch unerfüllbar bleibt.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Der Lerche wolkennahe Lieder
Erschmettern zu des Winters Flucht,
Die Erde hüllt in Sammt die Glieder,
Und Blüten bilden rote Frucht.
Nur du, o sturmbewegte Seele,
Nur du bist blütenlos, in dich gekehrt,
Und wirst in goldner Frühlingshelle
Von tiefer Sehnsucht aufgezehrt!
Nie wird, was du verlangst, entkeimen
Dem Boden, Idealen fremd,
Der trotzig deinen schönsten Träumen
Die rohe Kraft entgegen stemmt;
Du ringst dich matt, mit seiner Härte,
Vom Wunsche heftiger entbrannt;
Mit Kranichen ein strebende Gefährte,
Zu wandern in ein milder Land.
9. Erlafsee D 586
Ein friedvolles Lied, das von einem stillen, geheimnisvollen See handelt. Schuberts Komposition verleiht den Naturbildern eine fast meditative Ruhe.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Mir ist so wohl, so weh
Am stillen Erlafsee.
Heilig Schweigen
In Fichtenzweigen,
Regungslos
Der blaue Schoß,
Nur der Wolken Schatten fliehn
Überm dunklen Spiegel hin.
Feenbild, was willst du mir,
So umschwebst du mich auch hier?
Weiche aus dem Land der Hirten.
Hier gedeihen keine Myrten;
Schilfgras nur und Tannenwucht
Kränzen diese stille Bucht.
Frische Winde
Kräuseln linde
Das Gewässer;
Und der Sonne
Güldne Krone
Flimmert blässer.
Ach, weine nicht, du süßes Bild!
Der Wellendrang ist bald gestillt,
Und glatter See, und Lüfte lau,
Erheitern dich, du Wunderfrau.
Des Sees Rand
Umschlingt ein Band,
Aus lichtem Grün gewunden:
Es ist der Fluss,
der treiben muss
Die Sägemühlen unten.
Unwillig krümmt er sich am Steg
Von seiner schönen Mutter weg,
Und fließt zu fernen Gründen.
Wirst, Liebe! auch mit holder Hand,
Des Sängers ernstes Felsenland,
Mit Blütenrot umwinden?
10. Am Strome D 539
Der Fluss als Symbol für das Leben – mal ruhig, mal stürmisch. Schubert vertont Mayrhofers tiefgehende Reflexionen mit einer Melodie, die die Gezeiten des Lebens widerspiegelt.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Ist mir’s doch, als sei mein Leben
An den schönen Strom gebunden.
Hab ich Frohes nicht an seinem Ufer,
Und Betrübtes hier empfunden!
Ja du gleichest meiner Seele;
Manchmahl grün und glatt gestaltet;
Und zu Zeiten, herrschen Stürme,
Schäumend, unruhvoll, gefaltet.
Fließest zu dem fernen Meere,
Darfst allda nicht heimisch werden;
Mich drängt’s auch in mildre Lande,
Finde nicht das Glück auf Erden.
11. Am See D 124
Dieses Lied zeichnet eine ruhige Szene am See, die sowohl Trost als auch Schmerz in sich trägt. Schuberts Musik unterstreicht das bittersüße Empfinden des lyrischen Ichs.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Sitz ich im Gras am glatten See,
Beschleicht die Seele süßes Weh,
Wie Äolsharfen klingt mich an
Ein unnennbarer Zauberwahn.
Das Schilfrohr neiget seufzend sich,
Die Uferblumen grüßen mich,
Der Vogel klagt, die Lüfte wehn,
Vor Schmerzeslust möcht ich vergehn!
Wie mir das Leben kräftig quillt
Und sich in raschen Strömen spielt.
Wie’s bald in trüben Massen gärt
Und bald zum Spiegel sich verklärt.
Bewusstsein meiner tiefsten Kraft
Ein Wonnemeer in mir erschafft.
Ich stürze kühn in seine Flut
Und ringe um das höchste Gut!
O Leben, bist so himmlisch schön,
In deinen Tiefen, in deinen Höhn,
Dein freundlich Licht soll ich nicht sehn,
Den finstren Pfad des Orkus gehn?
Doch bist du mir das Höchste nicht,
Drum opfr’ ich freudig dich der Pflicht!
Ein Strahlenbild schwebt mir voran,
Und mutig wag ich’s Leben dran.
Das Strahlenbild ist oft betränkt,
Wenn es durch meinen Busen brennt:
Die Tränen weg vom Wangenrot,
Und dann in tausendfachen Tod!
Du warst so menschlich, warst so hold,
O großer deutscher Leopold!
Die Menschheit füllte dich so ganz
Und reichte dir den Opferkranz.
Und hehr geschmückt sprangst du hinab,
Für Menschen in das Wellengrab.
Vor dir erbleicht, o Fürstensohn,
Thermopylae und Marathon!
Das Schilfrohr neiget seufzend sich,
Die Uferblumen grüßen mich,
Der Vogel klagt, die Lüfte wehn,
Vor Schmerzeslust möcht’ ich vergehn!
12. Liedesend D 473
Ein dramatisches Lied über den alten König, der vom Tod und der Vergänglichkeit eingeholt wird. Schuberts Musik verstärkt die Ernsthaftigkeit des Themas.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Auf seinem goldnen Throne
Der graue König sitzt,
Er starret in die Sonne,
Die rot in Westen blitzt.
Der Sänger rührt die Harfe,
Sie rauschet Siegessang.
Der Ernst jedoch, der scharfe,
Er trotzt dem vollen Klang.
Nun stimmt er süße Weisen,
Ans Herz sich klammernd an;
Ob er ihn nicht mit leisen
Versuchen mildern kann.
Vergeblich ist sein Mühen,
Erschöpft des Liedes Reich,
Und auf der Stirne ziehen
Die Sorgen wettergleich.
Der Barde, tief erbittert,
Schlägt die Harf’ entzwei,
Und durch die Lüfte zittert
Der Silbersaiten Schrei.
Doch wie auch Alle beben,
Der Herrscher zürnet nicht;
Der Gnade Strahlen schweben
Auf seinem Angesicht.
»Du wolle mich nicht zeihen
Der Unempfindlichkeit;
In lang verblühten Maien
Wie hast du mich erfreut,
Wie jede Lust gesteigert,
Die aus der Urne fiel;
Was mir ein Gott verweigert,
Erstattete dein Spiel.
Vom kalten Herzen gleitet
Nun Liedeszauber ab;
Und immer näher schreitet
Vergänglichkeit und Grab.«
13. Der zürnenden Diana D 707
Diana, die römische Göttin der Jagd, wird in diesem Lied als zürnende, aber wunderschöne Gestalt beschrieben. Schubert schafft es, Dianas übermenschliche Schönheit musikalisch einzufangen.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Ja, spanne nur den Bogen, mich zu töten,
Du himmlisch Weib! im zürnenden Erröten
Noch reizender. Ich werd es nie bereuen,
Dass ich dich sah am blühenden Gestade
Die Nymphen überragen in dem Bade,
Der Schönheit Funken in die Wildnis streuen.
Den Sterbenden wird noch dein Bild erfreuen.
Er atmet reiner, er atmet freier,
Wem du gestrahlet ohne Schleier.
Dein Pfeil, er traf; doch linde rinnen
Die warmen Wellen aus der Wunde;
Noch zittert vor den matten Sinnen
Des Schauens süße letzte Stunde.
14. Nachtstück D 672
Ein melancholisches Lied über die Einsamkeit und den nahenden Tod. Schubert fängt die düstere Stimmung perfekt ein.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Wenn über Berge sich der Nebel breitet,
Und Luna mit Gewölken kämpft,
So nimmt der Alte seine Harfe und schreitet
Und singt waldeinwärts und gedämpft:
Du heil’ge Nacht,
Bald ist’s vollbracht,
Bald schlaf ich ihn,
Den langen Schlummer,
Der mich erlöst
Von allem Kummer.
Die grünen Bäume rauschen dann:
Schlaf süß, du guter alter Mann;
Die Gräser lispeln wankend fort:
Wir decken seinen Ruheort;
Und mancher liebe Vogel ruft:
O lasst ihn ruhn in Rasengruft.
Der Alte horcht, der Alte schweigt,
Der Tod hat sich zu ihm geneigt.
15. Einsamkeit D 620
Dieses Werk befasst sich mit den verschiedenen Facetten der Einsamkeit. Schubert lässt uns tief in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs eintauchen.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
»Gib mir die Fülle der Einsamkeit.«
Im Tal, von Blüten überschneit,
Da ragt ein Dom, und nebenbei
In hohem Stile die Abtei:
Wie ihr Begründer, fromm und still,
Der Müden Hafen und Asyl.
Hier kühlt mit heiliger Betauung
Die nie versiegende Beschauung.
Doch den frischen Jüngling quälen
Selbst in gottgeweihten Zellen
Bilder, feuriger verjüngt;
Und ein wilder Strom entspringt
Aus der Brust, die er umdämmt,
Und in einem Augenblick
Ist der Ruhe zartes Glück
Von den Wellen weggeschwemmt.
»Gib mir die Fülle der Tätigkeit!«
Menschen wimmeln weit und breit,
Wagen kreuzen sich und stäuben,
Käufer sich um Läden treiben,
Rotes Gold und heller Stein
Lockt die Zögernden hinein,
Und Ersatz für Landesgrüne
Bieten Maskenball und Bühne.
Doch in prangenden Palästen,
Bei der Freude lauten Festen,
Sprießt empor der Schwermut Blume,
Senkt ihr Haupt zum Heiligtume
Seiner Jugend Unschuldslust,
Zu dem blauen Hirtenland
Und der lichten Quelle Rand.
Ach, dass er hinweggemusst!
»Gib mir das Glück der Geselligkeit!«
Genossen, freundlich angereiht
Der Tafel, stimmen Chorus an
Und ebenen die Felsenbahn.
So geht’s zum schönen Hügelkranz
Und abwärts zu des Stromes Tanz,
Und immer mehr befestiget sich Neigung
Mit treuer, kräftiger Verzweigung.
Doch, wenn die Genossen schieden,
Ist’s getan um seinen Frieden!
Ihn bewegt der Sehnsucht Schmerz,
Und er schauet himmelwärts,
Das Gestirn der Liebe strahlt,
Liebe, Liebe ruft die laue Luft,
Liebe, Liebe atmet Blumenduft,
Und sein Innres Liebe hallt.
»Gib mir die Fülle der Seligkeit!«
Nun wandelt er in Trunkenheit
An ihrer Hand in schweigenden Gesprächen,
Im Buchengang an weißen Bächen,
Und muss er auch durch Wüsteneien,
Ihm leuchtet süßer Augen Schein;
Und in der feindlichsten Verwirrung
Vertrauet er der Holden Führung.
Doch die Särge großer Ahnen,
Siegerkronen, Sturmesfahnen
Lassen ihn nicht fürder ruhn,
Und er muß ein Gleiches tun,
Und wie sie unsterblich sein.
Sieh, er steigt aufs hohe Pferd,
Schwingt und prüft das blanke Schwert,
Reitet in die Schlacht hinein.
»Gib mir die Fülle der Düsterheit!«
Da liegen sie im Blute hingestreut,
Die Lippe starr, das Auge wild gebrochen,
Die erst dem Schrecken Trotz gesprochen.
Kein Vater kehrt den Seinen mehr,
Und heimwärts kehrt ein ander Heer,
Und denen Krieg das Teuerste genommen,
Begrüßen nun mit schmerzlichem Willkommen.
So deucht ihm des Vaterlandes Wächter
Ein ergrimmter Bruderschlächter,
Der der Freiheit edel Gut
Düngt mit rotem Menschenblut;
Und er flucht dem tollen Ruhm
Und tauschet lärmendes Gewühl
Mit dem Forste grün und kühl,
Mit dem Siedlerleben um.
»Gib mir die Weihe der Einsamkeit!«
Durch dichte Tannendunkelheit
Dringt Sonnenblick nur halb und halb,
Und färbet Nadelschichten falb.
Der Kuckuck ruft aus Zweiggeflecht,
An grauer Rinde pickt der Specht;
Und donnernd über Klippenhemmung
Ergeht des Gießbachs kühne Strömung.
Was er wünschte, was er liebte,
Ihn erfreute, ihn betrübte,
Schwebt mit sanfter Schwärmerei
Wie im Abendrot vorbei.
Jünglings Sehnsucht, Einsamkeit,
Wird dem Greisen nun zu Teil,
Und ein Leben, rau und steil,
Führte doch zur Seligkeit.
16. Beim Winde D 669
Ein lebendiges, vom Wind inspiriertes Stück, das von der Unbeständigkeit der Natur und des menschlichen Herzens spricht.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Es träumen die Wolken,
Die Sterne, der Mond,
Die Bäume, die Vögel,
Die Blumen, der Strom,
Sie wiegen,
Und schmiegen
Sich tiefer zurück,
Zum tauigen Bette,
Zur ruhigen Stätte,
Zum heimlichen Glück.
Doch Blättergesäusel
Und Wellengekräusel
Verkünden Erwachen.
Denn ewig geschwinde,
Unruhige Winde,
Sie stören, sie fachen.
Erst schmeichelnde Regung,
Dann wilde Bewegung,
Und dehnende Räume
Verschlingen die Träume.
Im Busen, im reinen,
Bewahre die deinen,
Es ströme dein Blut,
Vor rasenden Stürmen
Besonnen zu schirmen
Die heilige Glut.
17. Die Sternennächte D 670
Dieses Lied handelt von den sternenklaren Nächten und wie der Blick in den Himmel den Menschen Frieden bringt.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
In monderhellten Nächten,
Mit dem Geschick zu rechten,
Hat diese Brust verlernt.
Der Himmel, reich gestirnt,
Umwoget mich mit Frieden,
Da denk ich, auch hienieden
Gedeihet manche Blume.
Und frischer schaut der stumme,
Sonst trübe Blick hinauf
Zum ew’gen Sternenlauf.
Auf ihnen bluten Herzen,
Auf ihnen quälen Schmerzen,
Sie aber strahlen heiter.
So schließ ich selig weiter,
Auch unsre kleine Erde,
Voll Misston und Gefährde,
Sich als ein heiter Licht
In’s Diadem verflicht,
So werden Sterne
Durch die Ferne.
18. Trost D 671
Ein melancholisches Lied über den Verlust eines geliebten Menschen und die Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jenseits.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Hörnerklänge rufen klagend
Aus des Forstes grüner Nacht,
In das Land der Liebe tragend
Waltet ihre Zaubermacht.
Selig, wer ein Herz gefunden,
Das sich liebend ihm ergab,
Mir ist jedes Glück entschwunden,
Denn die Teure deckt das Grab.
[Tönen aus des Waldes Gründen
Hörnerklänge an mein Ohr,
Glaub ich wieder sie zu finden,
Zieht es mich zu ihr empor!
Jenseits wird sie mir erscheinen,
Die sich liebend mir ergab,
O welch seliges Vereinen,
Keine Schrecken hat das Grab.]
19. Abendstern D 806
Der einsame Abendstern als Symbol für die Liebe – unnahbar und doch voller Schönheit. Schuberts Musik unterstreicht diese Zartheit.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Was weilst du einsam an dem Himmel,
O schöner Stern? und bist so mild;
Warum entfernt das funkelnde Gewimmel
Der Brüder sich von deinem Bild?
“Ich bin der Liebe treuer Stern,
Sie halten sich von Liebe fern.”
So solltest du zu ihnen gehen,
Bist du der Liebe, zaudre nicht,
Wer möchte denn dir widerstehen?
Du süßes eigensinnig Licht.
“Ich säe, schaue keinen Keim,
Und bleibe trauernd still daheim.”
20. Auflösung D 807
Ein leidenschaftliches Lied, das von der Überwältigung durch die Natur spricht. Schubert fängt die Spannung und das Verlangen des lyrischen Ichs meisterhaft ein.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Verbirg dich, Sonne,
Denn die Gluten der Wonne
Versengen mein Gebein;
Verstummet, Töne,
Frühlings-Schöne,
Flüchte dich und lass mich allein!
Quillen doch aus allen Falten
Meiner Seele liebliche Gewalten;
Die mich umschlingen,
Himmlisch singen –
Geh unter Welt, und störe
Nimmer die süßen ätherischen Chöre!
21. Der Gondelfahrer D 809
„Der Gondelfahrer“ ist ein wunderbares Werk von Franz Schubert, das die romantische Sehnsucht nach Freiheit und der Schönheit der Natur verkörpert. Der Gondelfahrer wird zum Symbol für eine Reise durch die Nacht, in der sich Gefühle und Gedanken entfalten können. Das Lied strahlt eine melancholische Eleganz aus und lädt den Zuhörer ein, in die tiefen Emotionen und den Zauber der Nacht einzutauchen.
Das Mayrhofer-Gedicht zum Lied:
Es tanzen Mond und Sterne
Den flücht’gen Geisterreihn:
Wer wird von Erdensorgen
Befangen immer sein!
Du kannst in Mondesstrahlen
Nun, meine Barke, wallen,
Und aller Schranken los
Wiegt dich des Meeres Schoß.
Vom Markusturme tönte
Der Spruch der Mitternacht:
Sie schlummern friedlich alle,
Und nur der Schiffer wacht.
In diesem Gedicht wird die magische Atmosphäre der Nacht eingefangen. Die ruhigen Wellen, das sanfte Licht des Mondes und der Sterne schaffen eine traumhafte Kulisse, die den Wunsch nach ungestörtem Verweilen und der Ausdehnung der Zeit ausdrückt. Es ist ein Ausdruck der Sehnsucht, die Momente der Ruhe und des Staunens zu bewahren und die Schönheit der Nacht in vollen Zügen zu genießen.
Ein emotionales Erlebnis der Extraklasse
Mit dieser Doppel-CD bieten Tilman Lichdi und Thomas Seyboldt ein tiefgehendes Erlebnis für alle Fans von Franz Schubert und der romantischen Liedkunst. Jedes der 21 Lieder ist ein einzigartiger Moment der Musikgeschichte, neu interpretiert und mit großer emotionaler Tiefe dargeboten.
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