Was für eine herrlich leichte und unangestrengte Tenorstimme! Was für ein angenehmes Timbre mit angenehm wenigem Vibrato! Was für mühelose Höhen auch bei unangenehm zu singenden Vokalen wie „u“! Was für eine Klarheit, Reinheit und Helle! Was für eine perfekte Voix mixte! Was für eine genaue Artikulation! Was für genau gestanzte Verzierungen! Was für ein klingendes Piano! Tilman Lichdi hat wohl eine der schönsten Tenorstimmen der jetzigen Zeit. Die ist für Schuberts Lieder und auch dessen Winterreise eigentlich wie geschaffen.
Schon das erste Lied Gute Nacht zeigt Lichdis Lesart: nicht überinterpretierend, nicht überphrasierend, nicht überdramatisch überartikulierend, sondern einfach mitfühlend erzählend, immer dem Duktus der Melodie folgend und so manche Kommatas dabei übersingend, bisweilen in die Nähe zum Wandervogel, zum Naturburschen, zum Müllersburschen aus Die schöne Müllerin geratend, bisweilen das Naive streifend. (…)
Bei dieser „Winterreise“ gibt es etliche wie neu gefundene Details, wie die Lust an starken, fast skurrilen Klangwirkungen vornehmlich in den Tenorpartien von Bachs Passionen und durch Auftritte bei Festivals wie der Ettlinger Schubertiade hat sich Tilman Lichdi in den letzten Jahren einen Namen als erstrangiger Lied- und Oratorieninterpret gemacht. Seine Aufnahme von Schuberts „Winterreise“ bestätigt diesen Ruf voll und ganz, wobei die Interpretation durchaus als eigenwillig bezeichnet werden darf. Dramatische Exaltationen sind in Lichdis Interpretation nahezu komplett Fehlanzeige. Dafür gibt es etliche wie neu gefundene Details, perfekte, oft weiche, wo nötig auch scharfkantige Linienführung, subtilste Textausdeutung und die Lust an starken, fast skurrilen Klangwirkungen, wie die geradezu schmutzige Einfärbung der „ä“-Laute in „Die Krähe“. Die intelligente Gitarrenbearbeitung von Klaus Jäckle verstärkt den Eindruck einer Beiläufigkeit, die aber nie ins Beliebige abgleitet und den Hörer vor allem nie loslässt.
Mit seiner Interpretation von Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ überzeugte jedoch der Tenor Tilman Lichdi im Tölzer Marionettentheater am Freitagabend. Er brachte alles mit, was der Liedinterpret braucht: Er hat eine perfekt geführte, wohlklingende Stimme mit einer ganz leicht baritonalen Färbung, eine vollendete Textdurchdringung und eine starke Bühnenpräsenz. Er steht still, ohne große Geste, legt allen Ausdruck in die Stimme. Genau so soll es sein. Das stellt die Interpreten, vor allem aber den Sänger, der den Text transportiert, vor eine Herausforderung. Er muss die todtraurige Intensität erreichen, ohne zu übetreiben und die Gefühle der Lächerlichkeit preiszugeben.
Dieser Spagat will nicht jedem gelingen. Lichdi meistert ihn bewundernswert. Sein Liebesweh erschüttert den Zuhörer. Erst spürt man seinen Schmerz wie einen Vulkan, bei dem es unter der Oberfläche brodelt („Ich such‘ im Schnee vergebens nach ihrer Tritte Spur“), dann lässt er seine Erinnerungen an die Geliebte warm und zärtlich aufleuchten („Ich träumte von bunten Blumen“) und wird unbarmherzig in die eisig kalte Gegenwart zurück geholt.
Angesichts der übergroßen Fülle an exzellenten Aufnahmen von Franz-Schuberts „Winterreise“ ist es ein Wagnis, eine weitere Einspielung auf den Markt zu bringen. Der Tenor Tilman Lichdi ist es eingegangen, allerdings mit einem ungewöhnlichen Begleiter, dem Gitarrenspieler Klaus Jäckle. Es dauert ein Weilchen, bis man sich eingehört hat in eine andere Klangwelt, die sehr viel spröder ist als die des Klaviers. (…)
Manchmal hört man faszinierende Details ganz neu (…)
Die Interpretation von Tilman Lichdi aber kann man nicht hoch genug loben. Sein Tenor hat Leuchtkraft und Präsenz, ist vorzüglich fokussiert und ungemein flexibel.“
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dieser CD kostet regulär 21,70 EURO (plus Versand)
Eine wunderbare, innige Einspielung der Winterreise von Schubert! Tilman Lichdi transportiert die Sehnsucht, Verzweiflung und den Schmerz des jungen Wanderers unglaublich intensiv mit unvergleichlich schönem Tenor. Durch die außergewöhnliche Besetzung mit dem Gitarrist Klaus Jäckel (er hat den Gitarrenpart selbst arrangiert und spielt sehr differenziert, mal zartfühlend, mal wie von wilder Verzweiflung getrieben) entsteht für den Zuhörer eine sehr unmittelbare Intimität. Nicht nur zu Weihnachten eine ausgesprochen empfehlenswerte CD, die perfekt zu gemütlichen Winterabenden am knisternden Kamin passt!
Jakobine Platz
Eine wunderschöne, zarte, ...
... einfühlsame, aber auch dramatische CD, die ich immer wieder gerne höre. . Tilman Lichdi gestaltet mit seiner schönen lyrischen Stimme die zum Teil sehr leidenschaftlichen Texte von Wilhelm Müller sehr eindrucksvoll, und er wird congenial begleitet von seinem Musikpartner Klaus Jaeckle. Ich denke es mir sehr schwierig, den Klavierpart für Gitarre umzuschreiben, da die Gitarre nicht über die gleichen musikalischen Möglichkeiten verfügt wie das Klavier. Aber K.J. ist das hervorragend gelungen. Schubert hätte seine Freude daran. Ich habe diese CD bereits mehrfach verschenkt, und alle Empfänger - durchweg Freunde Schubert'scher und anderer Lieder - haben sich alle sehr lobend und begeistert geäußert.
Annemarie Schick-Wagner
Neues Hörerlebnis
Man kennt jeden Ton, sowohl in der Singstimme als auch in der Begleitung,- meint man....
und kommt doch aus dem Staunen nicht heraus!!
Da musizieren Zwei "die Winterreise" unter neuer Gegebenheit (Gitarre- Gesang),
und nach einer kurzen Gewöhnungsphase ist man beglückt:
hört Neues, vergleicht, versteht den Text neu, ist motiviert nachzutun.
Mehr von diesen "Neuen Hörerlebnissen" wäre schön!
Christine & Tilman Kögel
Exzeptionelle Einspielung
Eine außergewöhnliche Einspielung der Winterreise.
Die kongeniale Interpretation der beiden Künstler vermittelt alle Facetten des Liederzyklus-von Freude zu Verzweiflung, düstere Stimmung, die fesselt.
Sicherlich eine der künstlerisch besten und interessantesten Aufnahme-hohe Kunst!
Hartmut Haase
Bravo!
Wunderschöne, außergewöhnliche, durch die teilweise spanisch anmutenden Gitarrenklänge von Klaus Jäckle und der klaren Tenorstimme von Tilman Lichdi, Version der Winterreise von Franz Schubert.